Am 17.04.1946 wurde der „Sport-Verein 1946 Bad Kripp“ aus der Taufe gehoben

Schon in der Gründungszeit des SV Kripp zeigten die Kripper, wie man durch Erfindungsreichtum und Improvisationstalent auch unmögliche Situationen meistern kann. Bereits im Sommer 1945 spielten einige Jungs am Rhein Fußball. Der erste Ball bestand aus unzähligen Flicken und besaß als Innenleben einen Fahrradschlauch mit Ventil. Teilweise waren die Bälle mit Rosshaar gefüllt. Die ersten Fußballschuhe hatten handgefertigte Stollen aus einem ehemaligen Keilriemen und bestanden oft aus ehemaligen Militärschuhen. Dem Spaß am Fußball tat das jedoch keinen Abbruch, im Gegenteil, man war von Anfang an mit Begeisterung bei der Sache. Auch bei der Torkonstruktion zeigte man echte Kripper Tugenden, für die Torstangen wurden einige Telegrafenmasten zweckentfremdet, die Tornetze bestanden aus ehemaligen Tarnnetzen des amerikanischen Militärs. Der erste Fußballplatz wurde hinter dem heutigen Hotel RheinInn (Fährhaus) am Rhein angelegt.

Die Initialzündung für die Vereinsgründung kam von einem ehemaligen Düsseldorfer, Georg Lahme, der in seiner besten Zeit mit Fußballgrößen wie Paul Janes (71 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft) in einer Mannschaft spielte. Er nahm die ersten Kripper Fußballer unter seine Obhut, organisierte regelmäßige Trainingseinheiten und war damit der erste Kripper Trainer nach dem Zweiten Weltkrieg.

Das Protokoll der Gründungsversammlung vom 17.04.1946.

Eine besondere Problematik war die Anreise zu Auswärtsspielen. Falls irgend möglich, benutzte man Fahrräder, wobei es durchaus auch vorkam, dass sieben oder acht Drahtesel für eine ganze Mannschaft reichen mussten. Für Spiele in der Hocheifel musste man sich etwas anderes einfallen lassen. Die französische Militärregierung verhängte in den ersten Nachkriegsjahren ein striktes Sonntagsfahrverbot für Kraftfahrzeuge. Der SV Kripp hielt auch hierfür eine elegante Lösung bereit: man nutzte die Ortskenntnisse aus und verließ Kripp, meist mit einem LKW der Gebrüder Kraus aus der Mittelstraße, über eine befahrbare Furt an der Ahr. Die Auswärtsspiele wurden natürlich auch dazu benutzt, sich auf dem Schwarzmarkt um zu tun. Eine Kripper Spezialität war dabei Gaze, von der man einen großen Posten als Rohware besaß. Da man schon damals auch einen guten Wein zu schätzen wusste, entstand so vor allen Dingen eine rege Sportfreundschaft mit Vereinen aus Mayschoß und Dernau.

Die Vereinsgründer Georg Lahme, Peter Arenz und Josef Schwiperich.

Erste Sporttreibende nach dem Krieg waren eine Gruppe Turnbegeisterter unter der Führung von Paul Ueberbach, der im Sommer 1945 bei der französischen Militärregierung die Erlaubnis für sportliche Betätigungen einholte. Interessanterweise wurde das Geräteturnen zunächst nicht erlaubt, da die Franzosen einen militärischen Hintergrund vermuteten.

Vorläufer des „Turnvereins“ waren die DJK (Deutsche Jugendkraft) und der DTB (Deutscher Turnerbund). Beide Vereine hatten jeweils einen Sportplatz, der DJK am Batterieweg hinter dem ehemaligen Jugendheim, der DTB am Rhein hinter dem damaligen Fährhaus. Die Turnabteilung trainierte im Jugendheim und dem Saal der ehemaligen Dorfschenke (Quellenstraße).

Die Gründungsversammlung des „Sport-Verein 1946 Bad Kripp“ vollzog sich am 17. April 1946 im Café Valentin. Zum ersten Vorsitzenden wurde Georg Lahme gewählt, zweiter Vorsitzender wurde Peter Arenz. Sport war damals reine Männersache, aus diesem Grund waren 22 Männer und keine einzige Frau anwesend. Die sportliche Betätigung wurde in folgenden Sparten angestrebt: Fußball, Handball, Leichtathletik, Tennis, Faustball, Tischtennis, Kegeln und Schach. Die Vereinssatzung legte ausdrücklich Wert darauf, dass der Verein auf demokratischer Grundlage aufgebaut ist. Das Einüben demokratischer Verhaltensformen konnte so innerhalb des Sportvereins erprobt werden.

Die Festlegung der Vereinsfarben (rot-schwarz) hatte ungeahnte Auswirkungen. Die französische Militärregierung und die katholische Kirche fühlten sich durch die Farbenwahl provoziert und vermuteten einen kommunistischen und/oder atheistischen Hintergrund. Die Beschlüsse der Gründungsversammlung wurden schließlich außer Kraft gesetzt, sodass der SV Kripp am 24. Mai 1947 erneut eine Gründungsversammlung einberufen musste. In der Gastwirtschaft Lohmar waren 40 Sportinteressierte (und ein Wachtmeister der Polizeibehörde) anwesend und gründeten den Verein innerhalb eines Jahres zum zweiten Mal. Peter Arenz wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt, zweiter Vorsitzender wurde Paul Ueberbach, dritter Vorsitzender Georg Lahme.

Unbeeindruckt von solchen Querelen trugen die Kripper Fußballer schon 1946 die ersten Spiele aus. Am offiziellen Staffelbetrieb nahm man ab 1947 teil. Die Leistungsfähigkeit der Kripper Fußballer war bereits in den Anfangsjahren sehr ausgeprägt. Bereits 1947 schaffte man durch einen Sieg gegen Adenau den Aufstieg in die A-Klasse. Eine zweite Mannschaft bestand bereits ab 1950. Der Fußball war in der Nachkriegszeit nicht nur aus rein sportlichen Gründen für den Ort wichtig. Es wurden laufend Kriegsheimkehrer in die Mannschaft integriert, das Vereinsleben diente sicher auch dazu, für ein paar Stunden von den Sorgen des Alltags befreit zu sein.

Die Kripper Fußballer im Jahr 1947.
Mannschaftsfoto von 1949.

Der aufstrebende Verein erlitt Anfang der 50er Jahre einen schweren Schlag, der existenzgefährdend war. Das Jugendheim am Batterieweg, zu dem auch der Kripper Fußballplatz gehörte, wurde 1952 vom französischen Militär übernommen, dass dieses Areal von der katholischen Kirche anmietete. Ferner verließen einige Spieler den Verein in Richtung Andernach und Remagen. Das bedeutete bis zum Sommer 1959 das Ende des organisierten Spielbetriebes, da man den Platz nicht mehr bespielen konnte und die Mannschaften wegen fehlender Trainingsmöglichkeiten auseinanderfielen.

Am 6. Mai 1959 fand eine erneute Gründungsversammlung in der Gastwirtschaft Huintjes statt. Erster Vorsitzende wurde Herr Ulrich, zweiter Vorsitzender Toni Delord. Zentrales Anliegen war das Anlegen eines konkurrenzfähigen Sportplatzgeländes. In den nächsten Jahren blieb dies der für den Verein wichtigste Aspekt. In den langwierigen Verhandlungen mit der Stadtverwaltung Remagen und dem Sportbund Rheinland wurden einige Varianten des Sportplatzbaus diskutiert (u.a. der Ausbau eines Sportplatzes im Batterieweg). Letztendlich einigte man sich auf ein Gelände im Betriebsbereich der Kripper Lederfabrik.

Die Stadt Remagen erwarb 1960 dieses zwischen Pastor-Keller-Straße und Römerstraße gelegene Areal für den Bau einer Grundschule und einer Sportplatzanlage, die dem Verein wieder die dringend notwendige Existenzgrundlage geben sollte. Dabei war vor allem das unbürokratische Engagement des Remagener Bürgermeisters Dr. Kemming von großem Vorteil. Vor dem endgültigen Ausbau des Sportplatzes von städtischer Seite, gab es genug Gelegenheit, selbst mit Hand anzulegen. Durch Kripper Eigeninitiative z.B. bei den Planierungsarbeiten, entstand schnell ein provisorischer Sportplatz, der Ausgangspunkt der erfolgreichen Vereinsneugründung wurde.

Einweihung des Sportplatzes (hinter der Grundschule) im Jahr 1961 durch Bürgermeister Siebertz.
Das erste Spiel auf dem neuen Sportplatz (hinter der Grundschule) im Jahr 1961.

Nicht vergessen darf man, dass der Sportverein von Anfang an einen sozialen Hintergrund hatte, es ging nicht nur um das Antrainieren von Höchstleistungen, sondern insbesondere das Zusammenleben, die Integration verschiedener Interessen sowie das Erlernen mitmenschlichen Verhaltens.

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